Wiederansiedlung Fledermäusen 2016

Kirchturmfest als Katalysator

zur Wiederansiedlung von Fledermäusen

 

Zum 500-jährigen Kirchturmjubiläum 1514 bis 2014 der Kirche Wiesendangen wurden durch die aktive Kirchenpflege keine Mühe  gescheut, ein eindrückliches Fest zu veranstalten.
Der Kinderchor „Wiesendanger Notefäger“ inszenierte das Musical «Wem siis Huus, Fädermuus ?» in der Kirche, was dem Naturschutzverein Wiesendangen natürlich als Steilvorlage diente, abzuklären, ob nebst den Mauerseglern vielleicht auch Fledermäuse im Kirchendach hausen, wie es weitherum in Kirchendächern üblich ist (oder war!).

Detaillierte Abklärungen ergaben, dass das Holzwerk des Dachstuhls vor Jahrzehnten mit dazumal zulässigen, heutzutage jedoch verbotenen Holzschutzmitteln behandelt wurde welche die Fledermäuse strikte meiden. Da bereits Lüftungsziegel auf der Nordseite des Kirchenschiffdaches eingesetzt waren, suchten wir vom Naturschutzverein Wiesendangen und dem Fledermausschutz des Kanton Zürich eine Lösung, gegen den offenen Dachraum sozusagen luftdicht abgeschottete Fledermauskästen zu konstruieren und mit den Lüftungsziegeln als Einschlupf zu verbinden.
Mit diesem Vorschlag gelangten wir vom Naturschutzverein Wiesendangen ends 2014 an die Kirchenpflege, wo wir erfreut auf offene Ohren für eine Wiederansiedlung von Fledermäusen stiessen.
Nachdem die Planungsarbeit mit Kosten-voranschlag für zwei masslich auf die vorhandene Dachkonstruktion angepasste Kästen vorlag, entschied sich die Kirchen-pflege anfangs 2015 in verdankenswerter Weise zur Ausführung und erteilte uns den Auftrag zur Realisation.
Diese geplanten Fledermauskästen bieten den nachtaktiven Fledermäusen eine Tagesunterkunft, wo sie sich ungestört erholen, ausruhen und im Glücksfall sogar Junge bekommen und als gemeinsame Wochenstube grossziehen können, schliesst aber mit ein, dass sie auch nachts zwischen den Jagdflügen ihre Jungen aufsuchen und säugen können.

Nun wurde das Baumaterial, vor allem unbehandeltes Holz, „hergekarrt“. Federführend in der Phase der Vorfabri-kation der Einzelteile für die Kästen war sinnigerweise Bernhard Epp, der von der Mauerseglerkasten-Betreuung im Kirchen-schiffdach bestens im Bild war und ist.
Es war zu berücksichtigen, dass die Bauteile über die enge Turmtreppe ins Kirchen-schiffdach transportiert werden mussten, das ergab zwingend die Elementgrössen. Die Teile wurden im Hofvorplatz von Bernhard zurecht geschnitten und provi-sorisch zusammengesetzt, da sie zum Transport wieder demontiert werden mussten.
Auch an Bernhard ein riesiges Dankeschön für seinen Einsatz, das Nutzrecht auf seiner Hofstatt und die Benützung seiner profi-leiken Arbeitswerkzeuge und Maschinen.

Der gesamte Arbeitsaufwand wurde durch Vereinsmitglieder in Fronarbeit gratis geleistet, zu Buche schlugen einzig das Holz und das Verbrauchsmaterial. Dies ist unser Beitrag des Naturschutzvereins Wiesendangen an die Biodiversität und vor allem für die Fledermäuse.
In einer vereinigten Zügelaktion wurden dann die Elementteile von Vereinsmitgliedern per Anhänger zur Kirche transportiert und in einer Hau-Ruck-Aktion über die schmale Turmtreppe hinauf ins Kirchenschiffdach spediert.

Alsdann begann der eigentliche Einbau der Elemente an Ort. Vorgängig wurde aufs Kehlgebälk vor den Lüftungsziegeln ein begehbarer Bretterboden eingezogen, auf dem nun die fertig montierten Fledermaus-kästen stehen. Die neuen Einbauten sind selbsttragend und selbststehend, absolut unabhängig vom Dachstuhl aufgebaut, was Vorgabe der Kirchenpflege war.
Eine Chromstahl-Bodenwanne schützt vor Verunreinigung darunterliegender Bauteile, muss aber bei Nutzung durch Fledermäuse anlässlich der Kontollgänge gewartet werden. Seitliche Revisionsdeckel erlauben diese Wartungsarbeiten und gestatten ebenfalls Einsicht in die Lamellenkammern, wohin sich die Tiere zurückziehen können.
Mit einem einfachen Schutzgeländer für die Kontrolle und Wartung der Kästen und einer rutschsicher fest montierten Leiter zum Aufstieg wurden die Arbeiten im Kirchenschiffdach abgeschlossen. Die Kästen werden periodisch kontrolliert, Befunde protokolliert und an den Fledermausschutz des Kanton Zürich geleitet, wo sie statistisch verwertet und gehortet werden.
Die Kästen sind absolute Prototypen und nach bestem Wissen und den aktuellen Erkenntnissen im Fledermausschutz ausgeführt. Es kann allerdings dauern, bis Fledermäuse den Weg hierher finden! Wir hoffen das Allerbeste und wünschen unserem Projekt den verdienten Erfolg, auf das sich das Prinzip auch in andern „geimpften“ Kirchenschiffdächern anwenden lässt und den bedrängten Fledermäusen vermehrt dringend notwendiger Wohnraum angeboten werden kann!

n a t u r 4 o r t , Altikon, Dinhard, Rickenbach und Wiesendangen 02. April 2016
John  W i l h e l m   NVv Altikon