„Unterwegs mit Fledermäusen, Kröten und komischen Käuzen“ war das Motto – der Vollmond war nur zu erahnen hinter den Wolken und kauzig waren nur wir selber – aber die Fledermäuse flogen uns um die Ohren.
John Wilhelm war in seinem Element - besonders auch, weil die kleinen Teilnehmer vom letzten Jahr noch so vieles selber erzählen konnten über die faszinierenden Flieger: Dass sie die einzigen Säugetiere sind, die fliegen können. Dass sie mit den Händen fliegen (der Flügelaufbau entspricht unseren Händen, zwischen den Fingern ist die Flughaut). Dass die mit den Ohren sehen: ihre Rufe im Ultraschallbereich erzeugen ein Hörbild. Wenn die Rufe auf einen Gegenstand oder eine Beute treffen kommen sie zur Fledermaus zurück – ähnlich wie unser Echo. So findet die Fledermaus heraus, wie weit weg sich der Gegenstand befindet und welche Form er hat. 2-3 Rufe pro Sekunde sendet sie dabei aus, für die genaue Ortung beim Jagen noch häufiger. Zwischen den Rufen empfängt sie das Echo. Mit sog. „Batfindern“ können wir diese Töne auch für uns hörbar machen. Da jede Fledermausart in ihren spezifischen Frequenzen ruft und sich auch ihr Flugverhalten unterscheidet, konnten wir auch am Feldisteg die verschiedenen Arten erkennen.
Grosse und kleine Abendsegler, Zwergfledermäuse und Wasserfledermäuse: vier Arten waren am Feldisteg über der Thur und dem Vorland auf der Jagd. Sie alle fressen einen riesige Menge an Insekten, gewichtsmässig mehr als die Hälfte ihres Körpergewichtes pro Nacht.
John führte uns kurzweilig durch das Fledermausjahr:
Die meisten Fledermausarten bringen nur ein einziges Junges pro Jahr zur Welt. Dies wird durch eine für Säugetiere ihrer Grösse hohe Lebenserwartung kompensiert; so können manche Arten unter günstigen Umständen ein Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen.
Balz- und Paarungszeit ist im Herbst. Aber erst nach Ende des Winterschlafes erfolgt, bei günstiger Witterung, wenn genug Nahrung vorhanden ist, die Befruchtung des Eies. Der Samen des Männchens wird bis dahin in einer speziellen „Samentasche“ aufbewahrt. So werden die Jungen nicht in der kalten Jahreszeit geboren.
Die Weibchen finden sich in ihren Sommerquartieren, die oft weit weg von ihren Winterquartieren liegen, in Wochenstuben zusammen, in denen sie, je nach Art, in Gruppen von 10 bis mehrere tausend Tieren ihre Jungen gebären und aufziehen. Bei der Jagd lassen sie ihre Jungtiere im Quartier zurück, die jeweils in dichten „Trauben“ zusammenrücken, damit keine Wärmeverlust entsteht.
Mehrmals pro Nacht kehr die Mutter von der Jagd in ihr Quartier zurück und säugt ihr eigenes Junges, das sie unter hunderten von Jungtieren an seinem Ruf und Geruch erkennt. Wird ein Muttertier Opfer eines Feindes, verhungert auch ihr Junges. Die Säugezeit dauert 3-10 Wochen, je nach Art, aber auch wieder je nach Witterung und Nahrungsangebot. Futter wird für die Jungen keines eingetragen, sie werden in den Wochenstuben nur gesäugt.
Gemütlicher Ausklang des Fledermausspaziergangs am Feuer
Weitere Infos auf folgender wunderschönen, informativen Homepage: www.fledermausschutz- winterthur.ch
Für alle, die Live dabei sein wollen – wie wär`s mit einem abendlichen Veloausflug an den Feldisteg? John Wilhelm ist jeden Abend am Feldisteg stationär zwecks Monitoring „seiner“ Fledermäuse, aber auch 1-2x pro Monat unterwegs bei der Kontrolle der Altiker Fledermauskästen. Für Auskünfte und Anfragen: senjo.wilhelm(at)bluewin.ch
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