Nun, da die Vögel zu pfeifen beginnen und die Blumen ihre Köpfe aus dem Boden winden, werden auch die Fledermäuse wieder aktiv. Sie erwachen aus einem monatelangen Winterschlaf, der sie all ihre Fettreserven gekostet hat. Dies ist ein kritischer Punkt im Jahr der Fledermaus. Hat sie noch genug Kraft, um zu jagen? Ist das Wetter im frühen Frühling warm genug, damit Insekten unterwegs sind?
Wenn die Fledermaus diesen kritischen Punkt überlebt, hat sie als weibliche Fledermaus die nächste Herausforderung vor sich: Die Tragzeit.
Fledermausweibchen lagern im Herbst nach der Paarung mit einem oder mehreren Männchen das Erbmaterial in ihrer Gebärmutter ein. So behalten sie das kostbare Gut im kalten Winter bei Köpertemperatur von gegen 0° bei sich und die Befruchtung erfolgt erst im Frühjahr.
Während des Frühlings muss ein Fledermausweibchen wie viele andere Säugetiere sich selbst aufpäppeln und gleichzeitig ein Jungtier in sich heranwachsen lassen. Noch lange nicht jedes Weibchen ist jeden Frühling trächtig und Fledermäuse sind meist Einzelkinder, nur gelegentlich kommen Zwillinge vor. Somit können Fledermäuse definitiv nicht die Fortpflanzungsrate vorweisen, die zum Beispiel Mäuse haben. Wer Fledermäuse im Haus hat, muss sich also keine Sorgen machen, dass sie sich massiv vermehren und zur Plage werden könnten.
Auch sehr interessant ist die Dauer der Tragzeit: Fledermäuse sind nicht wie wir Menschen ungefähr alle gleich lang trächtig, sondern ihre Tragzeit variiert von ca. 6- 10 Wochen. Dies ist bedingt dadurch, dass Fledermäuse in eine Art Lethargie gehen können, wenn die Temperatur oder das Wetter zum Insekten jagen nicht stimmt. Gibt es also z.b. in der Hälfte der Tragzeit einen Kälteeinbruch, der bedingt, dass Insekten nicht unterwegs sind, bleibt das Fledermausweibchen tagsüber wie nachts versteckt und senkt seine Temperatur auf 5 - 10 Grad Celsius über der Umgebungstemperatur ab, drosselt damit auch den Stoffwechsel, um Energie zu sparen. Durch diesen langsameren Stoffwechsel und die niedrigere Körpertemperatur entwickelt sich das Jungtier im Mutterleib während dieser Zeit langsamer. Diesen Vorgang kann die Fledermausmutter bis ins letzte Stadium der Trächtigkeit bei Bedarf einleiten und mehrere Tage so erhalten.
Im Verlaufe der Tragzeit schliessen sich die Weibchen zu sogenannten Wochenstuben zusammen. Sie sammeln sich an ihnen bekannten, jährlich wieder besuchten Orten zu Gruppen zusammen, von einigen wenigen Tieren bis zu Dutzenden und mehreren Hunderten. Sie bilden einen sogenannten Pulk: Sie sammeln sich eng zusammen um von der Körperwärme der Gruppe zu profitieren. Es wird vermutet, dass dies zum Zweck vom Sparen von Energie stattfindet. Da jedoch bekannt ist, dass Fledermäuse untereinander kommunizieren, auch in Frequenzen welche für uns Menschen hörbar sind, kann man schon davon ausgehen, dass in diesem wärmespendenden Pulk auch ein reger Austausch an Informationen stattfindet. So wird ein Tier, dass die längere Zeit des Jahres alleine verbringt, vorübergehend zu einem Tier, dass in Gemeinschaft Nachwuchs trägt, zur Welt bringt und bis zur Selbstständigkeit in der Gruppe grosszieht.
Falls sie neu oder noch nicht gemeldete Fledermäuse in oder um ihr Haus sehen oder finden, zögern Sie nicht, sich zu melden. Fledermaus-Wochenstuben sind meist problemlose Mitbewohnerinnen, die eine seltene Ehre sind!
Michael Wosahlik 079 356 95 27 m.wosi(at)gmx.ch
Stefanie Schneider 079 356 81 91 steffie.schneider(at)hotmail.ch
Über den Natur- und Vogelschutzverein Altikon sind folgende Aktivitäten betreffend Fledermäuse fürs Jahr 2025 geplant:
- Abendseglerexkursion: 23.04, Verschiebedatum 30.04.
- Kastenputzete im Altiker Schlattwald: 01.11